Leichtathletik / Abteilung  
  Familie Pitzen sportlich und sozial unterwegs 
 

18.08.2018 // Ulmen/Daun. Berlin, 16. September, rund 40 000 Laufbegeisterte starten zum 45. Berlin-Marathon. Mittendrin im Läuferpulk Alois und Jonathan Pitzen aus Ulmen. Der Landarzt aus der Eifel und sein Sohn, Informatik-Student, sind jedoch nicht nur auf der Jagd nach persönlichen Bestzeiten. Alois und Jonathan Pitzen wollen auch ein positives Zeichen setzen.

Mit ihrem Spendenlauf, den sie "Marathon der Hoffnung" getauft haben, wollen sie, die Dinge, die Vater und Sohn derzeit in ihrem alltäglichen Leben umtreiben und Sorgen bereiten, ein wenig mehr ins allgemeine Bewusstsein rücken und mit den gesammelten Spenden an einigen Stellen konkret helfen.

Jonathan und Alois Pitzen geht es um die Notstände im Zusammenhang mit Krankheit, Hunger, Flucht und Integration, sowie um das Landarztsterben. Allen diesen Themen begegnen die Pitzens im alltäglichen Leben, sowohl als Ärzte als auch als erziehende Eltern von 3 Kindern und als Mitglieder der Gesellschaft. „Diese Themen können und dürfen den Menschen nicht egal sein und die Aufmerksamkeit, die die Auseinandersetzung mit den Themen derzeit erfährt, zeigt ja auch deutlich, das jeder einzelne in mehr oder weniger starkem Ausmaß betroffen ist!" sagt Alois Pitzen.

Beim Thema Flucht und Integration frustriert den Mediziner, dass die mehr und mehr von den negativen Gefühlen Angst und Hass getrieben wird, anstatt von eher angebrachten menschlichen Qualitäten wie Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und Hoffnung. „Es ist Schade", so Pitzen, „dass es uns offenbar als Gesellschaft immer weniger gelingt das Positive im Nächsten zu sehen und im Glauben daran gemeinsam an den Problemen zu arbeiten!" Auch dafür das positive Zeichen: "Marathon der Hoffnung".

2011 war Pitzen schon einmal in Berlin einen Marathon gelaufen und hatte in einer ähnlichen Spendenaktion mit Hilfe von vielen großzügigen Spendern insgesamt über 13000 Euro für ein Entwicklungshilfeprojekt in Uganda gesammelt. „Das war eine großartige Resonanz. Mit dem Spenden wurde vielen Aidsweisen in Uganda, die sonst mittellos geblieben wären, eine Schulausbildung ermöglicht und somit ein wichtiger Grundstein auf dem Weg aus der Armut gelegt.



Auch in diesem Jahr will Pitzen für das Projekt in Afrika, das vor Ort von seinem Freund Pater PaulinusFokushaba, einem katholischen Priester betreut wird, sammeln. Anders als 2011 soll aber in diesem Jahr die Hälfte des Spendengeldes vor Ort bleiben. Er möchte es zu gleichen Teilen der "Dauner Tafel" , dem „Kaffee Asyl Daun", sowie dem "Integrationskaffe Ulmen" zur Verfügung stellen. Sponsoren hatten sich 2011 bereit erklärt für jeden gelaufen Kilometer einen Geldbetrag zu spenden. Sponsor konnte damals und kann heute jeder werden, der helfen kann und helfen will.

"Beim Marathon braucht man - wie im richtigen Leben- "langen Atem!"", sagt Pitzen, der mit seinem Sohn die Freude an der Bewegung teilt. Dazu braucht es einen gut durchdachten (Trainings-)Plan, Beharrlichkeit, Disziplin und einen guten Schuss Hoffnung und Zuversicht, dass das Ziel, dass zu Beginn oftmals bestenfalls vage zu erkennen ist, auch erreicht wird", so Pitzen weiter. Das versucht der Familienvater auch seinen 3 Kindern so vorzuleben und zu vermitteln.

Seine Unzufriedenheit über gesellschaftliche Entwicklungen und die Politik wird auch beim Thema ärztliche Versorgung auf dem Land deutlich. Den Vorschlag von Gesundheitsminister Span, der durchgerechnet hat, dass die Landärzteknappheit kein Thema mehr ist, wenn die Ärzte statt 20 künftig 25 Stunden Sprechzeit in der Woche anbieten, quittiert er mit einem ironischen Lächeln.

Pitzen berichtet, dass er alleine in seiner derzeit mit 6 Ärzten besetzen Praxis 32 Stunden Sprechzeit pro Woche anbietet, seine Frau und Partnerin Sandra weitere 28 Stunden die Woche, und somit deutlich mehr als die von Herrn Span geforderten 25 Stunden/Woche. Für Pitzen ein Beispiel dafür, wie das Landarztsterben von der Politik nur durch „parlamentarisches Getöse und Aktionismus begleitet wird, das wenig bringt“.

Gleichgültigkeit, Frust und Resignation über das poltisiche handeln spürt er auch bei Gesprächen mit seinen Kollegen. „Viele von uns fühlen sich schon zu lange im Stich gelassen, sowohl von den eigenen Standesvertretungen, wie der Kassenärztlichen Vereinigung oder der Ärztekammer, als auch von den Krankenkassen und der Pharmaindustrie!" sagte Pitzen. „Die einen haben offensichtlich andere Interessen (z.B. Kostenreduktion bei den Krankenkassen oder Gewinnmaximierung bei der Pharmaindustrie), die anderen scheinen zu tief in alten Strukturen und Eigenverwaltung verstrickt zu sein, oder sind einfach bisher nicht willens, wirklich etwas verbessern zu wollen!"

Dazu kommt die ebenfalls lange bekannte und ständig wachsende Last durch Vorschriften, Verordnungen und Bürokratie. „Es steht viel auf dem Spiel!", so Pitzen, und es ist nach seiner Einschätzung schon 5 nach 12, denn die gute hausärztliche Versorgung in nachweislich unterversorgten Gebieten sei derzeit nur dadurch noch gewährleistet, dass die noch vorhandenen Landärzte nach dem Rentenalter weiterarbeiten und auch die zahlenmäßig zu wenigen Jüngeren flächendeckend mehr Arbeit haben und tun, als sie es mittel- und langfristig bewältigen können. „Das System steht vor dem Kollaps“, sagt der Landarzt Pitzen.

Wenn am 16. September am Brandenburger Tor der Startschuss für den 45. Berlin-Marathon erfolgt, wird Pitzen für ein paar Stunden all diese Probleme zurückstellen müssen. Dann geht es schließlich um Spenden für Aidsweisen in Afrika, Flüchtlinge in Deutschland und für jene, die durch soziale Raster gefallen sind und sich bei der Tafel um „Unser täglich Brot“ anstellen.



Wer die Spendenaktion der beiden Läufer unterstützen und Sponsor werden will, kann auf dafür bei der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel und der Sparkasse Vulkaneifel eingerichteten Spendenkonten einzahlen. Stichwort. „Marathon der Hoffnung".




 
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